21.03.2024
 5 Minuten

3 Taucherchronographen, die unter dem Radar fliegen

Von Sebastian Swart
Blancpain-Fifty-Fathoms-Bathyscaphe-2-1

Taucherchronographen unter dem Radar

Taucheruhren erfreuen sich bei Uhrenfreunden seit Jahrzehnten großer Beliebtheit. Allen voran die seit den 1950er-Jahren allseits bekannten Modelle von Rolex, Omega oder Blancpain – drei Marken, die praktisch synonym für Taucheruhren stehen. Deren klassische Taucheruhren mit drei Zeigern und Tauchlünette waren einst echte Unterwasserinstrumente, die aufgrund ihrer Funktionen als unverzichtbare Tools für professionelle Taucher entwickelt wurden. Ab etwa Mitte der 1960er-Jahre kamen Hersteller auf die Idee, Taucheruhren um eine Funktion zu erweitern: den Chronographen, eine bis heute eher exotische Kombination.

In den 1960ern waren Chronographen in erster Linie an den Rennstrecken zu Hause, um Geschwindigkeiten und Entfernungen zu messen. Was man mit dieser unter Wasser schwierig zu bedienenden Funktion im kühlen Nass anfangen sollte, ist bis heute nicht ganz klar. Manche Träger stoppen etwa die Unterwasserzeit ihrer Tauchkollegen. Dennoch haben Taucherchronographen ihren eigenen Charme und können mit attraktiven Designs im Bi- oder Tricompax-Stil überzeugen. Deswegen stellen wir Ihnen hier drei Taucheruhren mit Chronographenfunktion vor, die Sie vermutlich noch nicht auf dem Schirm haben.

Glashütte Original SeaQ Chronograph

Den Anfang macht ein anspruchsvoller Chronograph aus deutscher Fertigung, der Glashütte SeaQ Chronograph. Die Traditionsmanufaktur aus dem Erzgebirge stellte dieses Modell 2022 als Ergänzung zu den Drei-Zeiger-Uhren seiner Kollektion SeaQ vor. Deren Grunddesign zitiert den charismatischen Look der Glashütte Original Spezimatic RP TS 200, die der Hersteller in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hergestellt hat. Während diese Uhren noch als robuste Werkzeuge dienten, geht es bei der SeaQ Chronograph luxuriös zu.

Groß, edel und exklusiv – Glashütte Original SeaQ Chronograph
Groß, edel und exklusiv – Glashütte Original SeaQ Chronograph

Glashütte Original spendierte dem Modell das exklusive Manufakturkaliber 37-23 mit Flyback-Funktion und Panoramadatum. Die Unruh dieses Automatikwerks oszilliert mit heute üblichen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h), also 4 Hz. Die Gangreserve liegt bei 70 Stunden nach Vollaufzug. Hervorzuheben sind der skelettierte Rotor aus 21 Karat Gold mit dem für die Marke typischen Doppel-G-Symbol. Außerdem besitzt das Uhrwerk unter anderem eine Unruh mit Siliziumspirale sowie gebläute und polierte Schrauben.

Das Uhrwerk findet in einem 43,2 mm großen Edelstahlgehäuse Platz, das eine Höhe von knapp unter 17 mm aufweist. Damit ist die SeaQ Chronograph alles andere als ein Leichtgewicht und wohl eher für kräftige Handgelenke ideal. Die Bandanstoßbreite ist mit 21 mm für den recht großen Durchmesser jedoch moderat ausgefallen. Dank Boden- und Deckglas aus Saphirkristall und einer verschraubten Krone ist die Uhr bis 300 m (30 bar) wasserdicht. Beim Material für die Lünetteneinlage setzt Glashütte Original auf kratzfeste und somit lange haltbare Keramik.

Das Zifferblattdesign der Uhr ist sehr ausgewogen. So befinden sich neben nachleuchtenden Strichindizes und arabischen Ziffern bei 6 und 12 Uhr keine weiteren Markierungen auf dem blauen Blatt. Zur besseren Übersicht hat die Manufaktur bei den Totalisatoren, die sich auf der 3 und 9 befinden, winzige Indizes in die Minuterie auf dem äußeren Zifferblattrand integriert. Wie ihr legendäres Vorbild verfügt auch die SeaQ Chronograph über einen prägnanten Minutenzeiger in Form eines großen Pfeils, während der Stundenzeiger eine Obelisk-Form aufweist.

Die Glashütte Original SeaQ Chronograph ist wahlweise an einem Armband aus schwarzem Kautschuk, grauer Synthetik oder einem dreireihigen Edelstahlarmband erhältlich. Der Preis liegt auf Chrono24 bei rund 12.800 EUR für ein Exemplar am Edelstahlarmband.

Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback

Unser zweites Beispiel stammt von dem Taucheruhren-Pionier schlechthin: Blancpain. Mit der legendären Fifty Fathoms präsentierte die Manufaktur aus Le Brassus bereits 1953 – ein Jahr vor der Rolex Submariner – die weltweit erste Taucheruhr mit Drehlünette. Im Laufe der Jahrzehnte baute Blancpain die Reihe Fifty Fathoms massiv aus. Was mit einer einfachen Toolwatch für die französische Marine begann, führt bis heute zu einer riesigen Kollektion luxuriöser Armbanduhren, denen allerlei Zusatzfunktionen spendiert wurden, auch die eines Chronographen.

Blancpain präsentierte die Gesamtkollektion Bathyscaphe im Jahr 2013 zum Anlass des 60. Geburtstags der Fifty Fathoms. Der Name Bathyscaphe geht zurück auf das gleichnamige U-Boot des Schweizer Meeresforschers Auguste Piccard, dem die Reihe gewidmet ist. Für diesen Artikel haben wir uns die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback (Ref. 5200 0153 NABA) ausgesucht.

Die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe ist in mancherlei Hinsicht außergewöhnlich. Zunächst einmal besteht das Gehäuse dieses Zeitmessers aus schwarzer Keramik. An sich nichts Besonderes, doch in Verbindung mit dem grünen Zifferblatt und der ebenfalls grünen Lünetteneinlage aus Keramik entsteht hier ein sehr eigenständiger Farbkontrast. Das Gehäuse selbst ist 43,6 mm groß und besitzt eine Bauhöhe von 15,25 mm. Wie schon der Glashütte Original SeaQ Chronograph ist auch die Blancpain somit eher ein Fall für kräftigere Handgelenke, was auch die Bandanstoßbreite von 23 mm unterstreicht.

Legendäre Blancpain Taucheruhr neu interpretiert – Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback
Legendäre Blancpain Taucheruhr neu interpretiert – Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback

In der Uhr tickt ein Blancpain Flyback-Manufakturkaliber mit der Bezeichnung F385. Bemerkenswert ist die Unruhfrequenz, denn diese liegt bei 5 Hz, was 36.000 Halbschwingungen pro Stunde (A/h) entspricht. Somit ist das Kaliber ein sogenannter Schnellschwinger, der eine hohe Präzision garantiert. Die Gangreserve liegt bei durchschnittlichen 50 Stunden nach Vollaufzug. Durch einen Sichtboden aus Saphirkristall kann man das Uhrwerk betrachten. Die Wasserdichtigkeit beträgt 300 m (30 bar).

Auf dem Zifferblatt geht es geordnet zu. So dienen kleine nachleuchtende Punktindizes, die bei 3, 6, 9, und 12 durch kurze Striche unterbrochen werden, zur Zeitindikation. Die Hilfszifferblätter für die Chronographenfunktion hat Blancpain bei der 3 und 9 untergebracht, während sich die kleine Sekunde auf der 6-Uhr-Position befindet. Das Datum bei 4:30 Uhr verleiht dem Gesamterscheinungsbild eine gewisse Asymmetrie, die sicherlich eine Frage des Geschmacks ist.

Die Uhr kommt an einem schwarzen NATO-Armband und kostet ungefähr 14.500 EUR. Das Modell ist auch in anderen Zifferblattfarben und Armbandkombinationen zu haben.

Oris Divers Sixty-Five Chronograph

Unser letztes Beispiel stammt vom Luxusuhrenhersteller Oris. Die Kollektion Divers Sixty-Five befindet sich seit 2015 im Programm der Hölsteiner Manufaktur. Sie zitiert das klassische Design von Taucheruhren, die der Hersteller bereits Mitte der 1960er-Jahre produzierte. Retro-Look pur also. Seit 2020 Zeit stattet Oris einige Varianten mit einer Chronographenfunktion aus. Der jüngste Zugang mit dieser Funktion ist die Ende 2023 vorgestellte Oris Divers Sixty-Five Chronograph mit schwarzem Zifferblatt und Aluminiumlünette. Mit einem Gehäusedurchmesser von nur 40 mm fällt diese Edelstahluhr deutlich schlanker aus als die Glashütte Original oder die Blancpain Fifty Fathoms Chronographe Flyback. Erfreulicherweise liegt auch der Preis ein gutes Stück unter den Preisen der Konkurrenz, auf ein aufwendiges Manufakturkaliber muss man dafür jedoch verzichten.

In der Sixty-Five Chronograph gibt ein Kaliber Oris 771 den Takt vor. Das Uhrwerk basiert auf dem bewährten Sellita SW510. Im Unterschied zum Serienwerk verfügt das Oris 771 jedoch über den charakteristischen roten Oris-Rotor. Leider kommt man nicht in den Genuss, den Rotor zu betrachten, da das Gehäuse mit einem Edelstahlboden verschraubt ist. Der leicht gewölbte Boden ist allerdings mit dem Oris-Logo graviert, das auch schön anzusehen ist.

Oris Divers Sixty-Five Chronograph, black dial, steel bracelet
Schnörkelloser, klassischer Look – Oris Divers Sixty-Five Chronograph

Typisch für das Kaliber ist die Position der Totalisatoren, die sich bei 3 und 9 Uhr befinden. Der Bicompax-Stil bietet zusammen mit den nachleuchtenden Punktindizes ein sehr symmetrisches wie ausgewogenes Gesamterscheinungsbild, wozu auch das fehlende Datum beiträgt. Die Gangreserve des Uhrwerks liegt bei 48 Stunden nach Vollaufzug, was ebenfalls dem Wert des Serienkalibers entspricht. Mit 100 m (10 bar) bietet der Chronograph zwar eine eher durchschnittliche Wasserdichtigkeit, für die meisten Alltagssituationen und zum Schwimmen ist die Uhr jedoch perfekt geeignet.

Die Oris Divers Sixty-Five Chronograph ist wahlweise an einem dreireihigen Edelstahlarmband oder schwarzen Hirschlederarmband erhältlich. Auf Chrono24 kostet ein neuwertiges Exemplar mit Edelstahlarmband rund 3.300 EUR. Das ist sicher kein Schnäppchen für eine Uhr mit Sellita-Kaliber, liegt allerdings ganze 900 EUR unter dem Oris-Listenpreis von 4.200 EUR. In jedem Fall erhält man eine hervorragend verarbeitete Uhr im äußerst attraktivem Look von einem der wenigen noch unabhängigen Uhrenhersteller.

Das war unsere Vorstellung von drei Taucherchronographen, die unter dem Radar fliegen. Welcher ist ihr Favorit?


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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