10.11.2018
 5 Minuten

Alles was Sie über die Auktionen von Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo wissen müssen

Von Tom Mulraney
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Diese Auktion ist das Nonplusultra für Vintage-Uhren und die wichtigsten Modelle aus diesem Bereich auf dem Sekundärmarkt. Das ist bekannt, sofern man die letzten Jahre nicht hinterm Mond gelebt habt. Zwei der bekanntesten Auktionshäuser der Welt spielen hier schon immer eine wichtige Rolle: Sotheby’s und Christie’s. In den letzten Jahren kam ein weiterer Player dazu, der sich in der Uhrenindustrie einen Platz gesichert hat: Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo.

Mit viel Geschick und gutem Gespür hat es Phillips geschafft, einige der begehrtesten Modelle überhaupt zu Auktionen zu bringen. Mit dabei die legendäre Paul Newman Rolex Daytona, die auf einer New Yorker Auktion in 2017 für die Rekordsumme von 17,75 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Grund genug, sich in Vorbereitung auf die 8. Genfer Uhrenauktion etwas genauer mit dem Unternehmen Phillips zu befassen.

Wer oder was ist Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo?

Manch einer hält Phillips für ein relativ neues Unternehmen. Kein Wunder, spielen sie auf dem Uhrenmarkt doch erst seit gut fünf Jahren eine Rolle. Gegründet wurde Phillips aber bereits vor zwei Jahrhunderten im Jahr 1796. Besitzer (und Name) änderten sich seitdem mehrmals. Zur Zeit gehört das Unternehmen zur Mercury Group – eines der größten Handels- und Immobilienkonglomerate Russlands, das seit 2013 die Mehrheit der Anteile hält. Der Fokus liegt nach wie vor auf dem Handel mit zeitgenössischer Kunst. Aber auch Uhren gehören mittlerweile zum Kerngeschäft. Dies liegt vor allem an dem Einfluss und Tun eines ganz bestimmten Mannes: Aurel Bacs.

Der weithin als bester Uhrenauktionator bekannte Aurel Bacs arbeitete lange als International Head of Watches bei Christie’s. Er steigerte den Umsatz aus Auktionen bei dem Traditionshaus um mehr als 1.500% (von 8 Mio. USD auf über 130 Mio. USD in weniger als zehn Jahren) und stellte so sein Können eindrucksvoll unter Beweis. Seine Ankündigung, das Unternehmen auf dem Zenit des Erfolges zu verlassen, löste ein entsprechend großes Echo aus. Sowohl in der Szene der Auktionen als auch in der Uhrenindustrie. Was würde er als nächstes tun?

Die Antwort auf diese Frage ließ nicht lange auf sich warten. Rund ein Jahr später kündigte Phillips die exklusive Zusammenarbeit mit Bacs und seiner Frau Livia Russo an, die als ausgewiesene Spezialistin für Vintage-Uhren bekannt ist. Auch sie arbeitete zuvor bei Christie’s. Die neue Partnerschaft – Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo – konzentrierte sich vor allem auf die Vermittlung von umsatzstarken Privatverkäufen und auf das Organisieren von Auktionen, bei denen Objekte verschiedener Eigentümer versteigert wurden. Das Uhrengeschäft von Phillips wuchs mit den neuen Partnern an ihrer Seite rasant an. Mittlerweile gehören sie zu den wichtigsten Namen der Industrie und werden in einem Atemzug genannt mit Alexandre Ghotbi, Arthur Touchot und Paul Boutros.

Genfer Uhrenauktionen: 1 bis 7

Seit Beginn der Partnerschaft haben Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo eine Reihe spektakulärer Auktionen weltweit mit herausragenden Ergebnissen veranstaltet. Schnell haben sie sich einen Namen gemacht und wurden bekannt für ihr Angebot an seltenen und begehrten Vintage-Uhren. Nicht selten werden die Modelle für siebenstellige Summen versteigert. Für unseren Artikel haben wir einige der Highlights der Genfer Auktionen herausgesucht, die jeweils mit 1, 2, 3, usw. nummeriert sind. Sich für nur eine oder zwei der Besonderheiten dieser Auktionen zu entscheiden, war keine leichte Aufgabe. Versucht haben wir es trotzdem. Wenn wir Ihr Interesse mit diesem Artikel wecken – schauen Sie sich die Kataloge unbedingt auch noch einmal im Detail an, es lohnt sich auf jeden Fall.

Los ging es in 2015 mit der 1. Genfer Uhrenauktion. Auktionslos 118 war für viele das Highlight: eine Rolex Ref. 6063. Hier wurde die Referenznummer „6063“ erst in die Innenseite des Gehäusebodens gestanzt, dann von Rolex wieder durchgestrichen. Diese Uhr aus Roségold ist eine der beiden einzigen Rolex-Uhren mit Vollkalender und Mondphase. Sie wurde in den 1950er-Jahren in sehr kleiner Auflage hergestellt und in den letzten 35 Jahren kamen nur ein Dutzend Exemplare auf den Markt. Den Zuschlag erhielt ein Gebot in Höhe von 1,1 Mio USD.

Das Auktionslos 123 stahl der Rolex aber die Show. Es gibt einige besonders seltene Uhren, die 1927er Patek Philippe Ref. 130 aus Stahl aber spielt in einer eigenen Liga. Dieser Ein-Drücker-Chronograph hat ein Sektoren-Zifferblatt mit schwarzen Stundenmarkierungen aus Emaille und ein Pulsometer. Er hat einen Durchmesser von 35 mm, was für das Jahr 1927 relativ groß war. Nur zwei Exemplare wurden von dieser Uhr hergestellt. Eines davon ist im Patek Philippe Museum zu sehen. Das andere wurde auf der Auktion für stolze 5 Mio. USD versteigert.

Patek Philippe Split Second Chronograph Ref. 1436Foto: Phillips

Ziel der 2. Genfer Uhrenauktion war natürlich, den Erfolg der ersten Auktion zu wiederholen. Viele der angebotenen Modelle wurden auch hier für siebenstellige Summen verkauft. Höhepunkt war das Auktionslos 169. Angeboten wurde der außergewöhnliche Patek Philippe Referenz 1436 Doppel-Chronograph im Stahlgehäuse. Das Gebot für diese extrem gesuchte und begehrte Uhr war ganz besonders hoch. Der Hammer fiel bei beträchtlichen 3,3 Mio USD.

Rolex Ref. 6062 „Bao Dai“Foto: Phillips

Gehen wir ein Stück weiter bis zur 5. Genfer Uhrenauktion. Hier fiel die Bao Dai Rolex Ref. 6062 besonders auf. Sie gehörte dem letzten Kaiser Vietnams und hat damit einiges an geschichtlichem Wert zu bieten. Diese Uhr aus Gelbgold ist eine der drei bekannten Modelle mit schwarzem Zifferblatt. Die Gestaltung der Bao-Dai-Uhr aber ist einzigartig. Die Abendstunden sind mit fünf Diamanten markiert, während bei den anderen beiden Modelle die ungeraden Stunden Diamantenindexe haben. Wenig überraschend, dass dieses Unikat das Spitzengebot von 5 Mio. USD erzielte und damit die bis dahin teuerste Rolex wurde, die auf einer Auktion verkauft wurde.

Omega Ref. H6582/D96043 „Elvis Presley“Foto: Phillips

Auch auf der 7. Genfer Uhrenauktion wurden einige Uhren für siebenstellige Summen verkauft. Am überraschendsten war dies wohl beim Auktionslos 160 der Fall. Hier wurde eine relativ schlichte Omega Ref. H6582/D96043 angeboten. Auf dem Zifferblatt ist hier ein kleiner „Tiffany“-Schriftzug eingraviert, die Lünette ist mit Diamanten besetzt. Zwar wurde der Wert auf ca. 50.000- 100.000 CHF geschätzt. Verkauft wurde die Uhr dann aber für beträchtliche 1,8 Mio USD. Grund dafür dürfte wohl der Vorbesitzer gewesen sein: diese Omega gehörte keinem Geringeren als dem King persönlich – Elvis Presley.

Fotos: Phillips

8. Genfer Uhrenauktion

Kein Wunder also, dass die 8. Genfer Uhrenauktion mit Spannung erwartet wird. Die Uhren und Preise der vorherigen Auktionen lassen mit Sicherheit vermuten, dass auch dieses Mal einiges an Highlights angeboten werden wird. Auktionslos 174 wird eine extrem seltene Rolex Ref. 1665 Sea-Dweller sein. Die Besonderheit: es ist ein Prototyp des Modells, das ohne das serienmäßige Heliumventil produziert wurde. Los 78A ist eine Patek Philippe aus Platin mit Minutenrepetition und Ewigem Kalender. Ihre hoch angesetzten Schätzpreise werden auf der Auktion mit ziemlicher Sicherheit überboten werden. So wie es auch bei einigen anderen Uhren der Fall sein wird.

Das Auktionslos 216 ist noch unbesetzt. Es war als eine Hauptattraktion der Auktion geplant. Die Rolex Submariner Ref. 5513, die Steve McQueen seinem langjährigen Stuntman James Loren vermacht hatte. Aufgrund einiger Zweifel an der Echtheit der Uhr, wurde sie mittlerweile aus dem Katalog genommen. Laut Phillips bekam Loren die Uhr von McQueen in den 1970er-Jahren geschenkt, nachdem dieser sie mehrere Jahre getragen hatte. Angeblich wurde sie 2016 bei einem Feuer erheblich beschädigt und anschließend von Rolex aufwändig restauriert. Doch bereits zuvor wurden Zweifel daran laut, dass McQueen die Uhr tatsächlich getragen hatte. Die Nachlassverwaltung McQueens hat die Herkunft der Uhr jedenfalls offiziell bestritten. Phillips in Kooperation mit Bacs & Russo blieb damit am Ende nichts anderes übrig, als die Uhr aus dem Katalog zu nehmen.

Das ist schade und keine gute Nachricht. Aber die Show geht weiter und eines ist dabei sicher: auch die 8. Genfer Uhrenauktion wird einiges an Überraschungen zu bieten haben.

Lesen Sie weiter:

Nervenkitzel, Adrenalin und außergewöhnliche Zeitmesser – Chrono24 startet Auktionen


Über den Autor

Tom Mulraney

Ich wuchs in den 1980er- und 90er-Jahren in Australien auf. In der Stadt, in der ich lebte, gab es keine nennenswerte Uhren-Szene. Lediglich ein Händler hatte …

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