27.01.2023
 6 Minuten

Von Mondstaub und Meteoriten: Luxusuhren aus dem Weltall

Von Thomas Alexander Staisch
Omega-2-1

Der Mensch war schon immer von den Weiten des Kosmos fasziniert. Deshalb überrascht es nicht, dass Uhren, die mit dem Weltraum in Berührung kamen, sich zu Kultobjekten entwickelt haben. Jeder will schließlich ein Stück All am Handgelenk tragen! In diesem Artikel betrachten wir Zeitmesser, die mit tollkühnen Astronauten zu den Sternen unterwegs waren – oder mit Staub, Steinen und Schrott aus dem All außerirdisch aufgemotzt wurden. Die Uhren avancierten vom nüchternen Funktionstool zum Luxus-Accessoire für Hobby-Astronauten. Wir wissen zwar nicht, welche Uhr E.T. kaufen würde, aber wir wissen eins: Der Mann im Mond trug eine Omega. Dann also anschnallen und 3 – 2 – 1 … Lift off!

Guardians Of The Galaxy: Zuverlässige Begleiter auf großer Mission

Beginnen wir zunächst mit den Uhren, die sich hier ihren Platz verdient haben, weil sie auf die eine oder andere Art im Weltraum waren – und dadurch Ikonen-Status erlangten:

Allen voran ist hier natürlich die Omega Speedmaster zu nennen. Bereits seit 1964 gehört die Speedmaster zur offiziellen Ausrüstung der NASA-Astronauten. „Buzz“ Aldrin trug eine Referenz ST 105.012 bei der Mondlandung 1969. Seitdem haben alle Speedmaster Professional Modelle den Beinamen Moonwatch. Darüber hinaus spielte die Uhr bei der Apollo-13-Mission 1970 eine lebenswichtige Rolle: Kurz vor der Mondlandung explodierte ein Tank, die Besatzung musste umkehren und alle Borduhren abschalten. Um die Zünddauer der Triebwerke sekundengenau zu bemessen, kam die Moonwatch zum Einsatz – und rettete so das Leben der Besatzung.

Die Omega Speedmaster X-33 wurde 1998 für die Landung von Menschen auf dem Mars konzipiert – 2014 trug der deutsche ISS-Astronaut Alexander Gerst das Nachfolgemodell – eine Omega Speedmaster Skywalker X-33. 2022 hat Omega die Multifunktionsuhr als Speedmaster X-33 Marstimer überarbeitet.

Ebenfalls ein „Vielflieger“ ist der Fortis Cosmonaut Chronograph mit mehr als 100.000 Erdumrundungen, da er zur Ausrüstung der russischen Weltraumfahrer gehört und auf der Internationalen Raumstation ISS getragen wird.

Fortis Official Cosmonaute Chronograph – 100.000 Mal um die Erde
Fortis Official Cosmonaute Chronograph – 100.000 Mal um die Erde

Die erste Uhr im Orbit war allerdings ein Sturmanskie-Zeitmesser. Die Uhr begleitete den sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin am 12. April 1961. US-Astronaut John Glenn trug nur ein Jahr später, im Februar 1962, die Heuer Stoppuhr Nummer 2915A – mit Gummibändern am Raumanzug befestigt. Sein Kollege „Ed“ White absolvierte 1965 mit einer Omega Speedmaster Ref. 105.003 einen Weltraumspaziergang.

Bei den Apollo-Missionen war oft eine Rolex GMT-Master mit im Weltraum. Ein 1986er-Modell mit Pepsi-Lünette (Referenz 1675) von Apollo-17-Astronaut Ronald Evans wurde 2009 für 124.000 EUR versteigert. Auf Chrono24 müssen Sie für eine ungetragene Version ca. 28.500 EUR einplanen.

Auch Deutsche trugen zur Legendenbildung bei. 1985 hatte der Astronaut Reinhard Furrer während der Spacelab-Mission D1 den Sinn Spezialuhren Chronographen 142 im Gepäck. Die Uhr gehört damit zu den ersten mechanischen Chronographen mit automatischem Aufzug im Weltall. Kurios: Der Frankfurter Hersteller erfuhr erst nach der Landung davon!

Die teuerste Uhr im All war eine Patek Philippe Nautilus Herrenuhr mit Goldgehäuse, die ca. 100.000 EUR kostet: Sie düste 1992 mit der Sonde „Foton 8“ an Bord einer Sojus-Rakete in den Weltraum. Warum? Die Kapsel war unbemannt, die Nautilus durfte mitfliegen, weil Russland u. a. mit der Uhr die Mikrogravitation erforschte.

 

Deep Impact: Luxusuhren mit Meteorit-Zifferblatt

Diese Uhren haben etwas gemeinsam: Sie sind alle Unikate! Grund: Auf der langen Reise eines Meteoriten zur Erde kommt es zu einer Veränderung des Kerns. Durch das langsame Abkühlen entstehen individuelle metallische Strukturen – die sogenannten Widmanstätten-Strukturen – und dadurch ein ganz individueller Look, der die Uhren zu einem besonderen Eye-Catcher macht.

Als Spezialist für „Moonwatches“ hat auch Omega ein Meteorit-Modell auf den Markt gebracht. Das Zifferblatt ist aus einem Stück des vier Milliarden Jahre alten Gibeon-Meteoriten gefertigt, der in Namibia einschlug. Großer Pluspunkt: Sein hoher Nickelgehalt macht das Material korrosionsbeständig – perfekt für ein Zifferblatt. Im Innern der Speedmaster Grey Side of the Moon Meteorite tickt das Omega Co-Axial Chronographen-Kaliber 9300. Die Tachymeterskala sowie Zeiger und Indizes sind aus Roségold, das 42 mm Gehäuse ist aus Keramik.

Speedmaster Grey Side of the Moon Meteorite Chronograph – mit Meteorit-Zifferblatt
Speedmaster Grey Side of the Moon Meteorite Chronograph – mit Meteorit-Zifferblatt

Auch Rolex setzt auf den Gibeon-Meteoriten – und nach dem Erfolg der GMT-Master II Meteorite mit der Rolex Cosmograph Daytona Meteorite noch einen drauf. Rolex war die erste Marke, die Meteoriten in ihren Uhren verwendete. Ausgestattet mit dem eigenen Kaliber 4130 bietet der Daytona-Chronograph im Panda-Look mit Cerachrome-Keramik-Lünette eine Gangreserve von 72 Stunden. Für das Schmuckstück sollten Sie ab ca. 100.000 EUR ausgeben wollen.

In der Master-Linie von Jaeger-LeCoultre ist ebenfalls extraterrestrisches Material verbaut: Das Zifferblatt besteht aus dem Meteoriten „Muonionalusta“, der vor 800.000 Jahren in Schweden abgestürzt ist. Allerdings oxidiert das Material sehr schnell, weshalb es nicht so hochwertig wie das des „Gibeon“ ist. Während das Zifferblatt mit Edelstahlgehäuse in Silbergrau erstrahlt, hat man für die Roségold-Version die dunklere Farbe „Ruthenium meteorit“ gewählt. Die Master Calendar Meteorite Dial in Roségold sollte Ihnen ca. 20.000 EUR wert sein.

Jaeger-LeCoultre Master Calendar Meteorite Dial – so schön kann der Mond sein
Jaeger-LeCoultre Master Calendar Meteorite Dial – so schön kann der Mond sein

Das blau leuchtende Meteorit-Zifferblatt der De Bethune DB28XP Meteorite, ebenso aus dem „Muonionalusta“ hergestellt, symbolisiert einen Sternenhimmel samt Milchstraße. Und: Jeder Käufer kann eine individuelle Himmelskonstellation wählen. Das 43 mm große Gehäuse ist aus ultrahartem Zirkonium, im Gehäuse tickt das Handaufzugskaliber DB2115v7. Galaktisch ist auch der Preis: Für die auf zehn Exemplare limitierten Modelle sollten Sie zwischen ca. 120.000 und 135.000 EUR bereithalten. Nur ein Weltraumflug ist teurer!

From Dust Till Dawn: Luxusuhren mit Staub und Stein von Mond und Mars

Wer auf kosmische Uhren steht, kommt an Romain Jerome nicht vorbei. Der Genfer Hersteller entwickelte 2013 zum 40. Geburtstag der ersten US-Weltraumstation „Skylab“ die Kollektion Skylab als Fortsetzung der „Moon DNA“-Reihe. In den 44-mm-Modellen ist vor allem Mondstaub verarbeitet. Angetrieben werden Skylab Heavy Metal, Skylab, Speed Metal und Skylab Red vom Handaufzugswerk RJ004-M. Alle Modelle sind auf 99 Exemplare limitiert, für die Heavy Metal sollten Sie knapp 9.500 EUR bereithalten, für die Speed Metal ca. 6.700 EUR und für die Red knapp 8.500 EUR.

Der Fotograf Thomas Henne und Florian Noller von Artifactcloud entwickelten 2019 zum 50. Jubiläum der Mondlandung die auf 16 Exemplare limitierte Apollo 16 LM11. Der Clou: Im Zifferblatt wurde ein Stück Stoff mit Mondstaub eingearbeitet, das US-Astronaut Charlie Duke zur Erde zurückgebracht hatte. Das Blatt mit der originalgetreuen Mondstruktur ist in Messing gefräst, die Aufbewahrungsbox ist ein Modell der Apollo-Kommandokapsel. Duke hat 12 der 16 Modelle signiert. Für die exklusive Uhr sollten Sie knapp 6.000 EUR bereithalten.

Mit integriertem Mondstaub – die Apollo 16 LM11
Mit integriertem Mondstaub – die Apollo 16 LM11

Nach oben gibt es auch preislich kaum eine Grenze! 2021 landete der Perseverance Rover auf dem Mars. Zu diesem Anlass entwickelte der Uhrenhersteller Col&MacArthur zusammen mit der NASA die Interstellar RED 3.721. Das Zifferblatt der Crowdfunding-Uhr ist ein 3D-Reliefmuster des Roten Planeten, statt des Datums befindet sich bei 3 Uhr ein Fenster mit Staub eines Mars-Meteoriten. Die gekennzeichneten Zahlen von eins bis sieben sollen an die „7 Minuten des Schreckens“ erinnern: So lange brauchte die Perseverance, um auf dem Mars zu landen. Der Listenpreis der RED 3.721 liegt bei knapp 2.000 EUR.

Wer sich ein Stück Mond erobern will, sollte sich auch Modelle von Louis Moinet anschauen. Die Magistralis ist die erste Uhr, deren Zifferblatt aus einem 2000 Jahre alten Mondmeteoriten gefertigt wurde. Allerdings ist der Preis astronomisch: Die Monduhr wird zum Listenpreis von ca. 1,02 Mio. EUR angeboten. Preiswerter ist die Modellreihe Jules Verne Instrument. Moinet präsentiert dabei ein Stück Mondgestein bei 9 Uhr. Für die limitierten Uhren, die nicht mehr hergestellt werden, können Sie auf Chrono24 ab knapp 9.000 EUR zuschlagen.

Louis Moinet – in der Jules-Verne-Instrument-Reihe sind Mondsteine verbaut
Louis Moinet – in der Jules-Verne-Instrument-Reihe sind Mondsteine verbaut

Natürlich darf die Speedmaster Moonwatch Meteorite 321 Platinum in dieser Aufzählung nicht fehlen. Denn die Totalisatoren der berühmten Uhr sind aus Original-Mondgestein gefertigt.

Auf die galaktische Spitze treibt es aber die Graham Geo.Graham Orrery Tourbillon. Das Tourbillon symbolisiert dabei die Sonne, die von einer Erde nebst Mond und Mars umkreist wird – die Himmelskörper bestehen aus echtem Mars- bzw. Mondgestein. Die Uhr aus Roségold ist auf 25 Exemplare limitiert. Der Preis für das Mini-Planetarium liegt neu bei etwa 285.000 EUR.

Rocket Man: Luxusuhren aus Weltraum-Raketen

Von wegen Weltraumschrott: Aus kaputten Flugkörpern lassen sich kultige Uhren bauen. Diese Zeitmesser sind jedenfalls echte Raketen:

Auch hier ist Romain Jerome wieder dabei: In den drei 44-mm-Modellen der „Skylab“-Kollektion integrierte die Genfer Manufaktur Fragmente des Apollo-11-Raumschiffs oder Fasern eines Raumanzugs. Für die Skylab Heavy Metal, Skylab Speed Metal und Skylab Red sollten Sie zwischen ca. 6.700 und 9.500 EUR bereithalten. Bereits für die Vorgängerkollektion „Moon-DNA“ recycelte Jerome Bauteile von Sojus-Raumschiffen und ISS-Raumanzüge.

Romain Jerome Skylab Heavy Metal – gebaut aus Teilen des Apollo-11-Raumschiffs
Romain Jerome Skylab Heavy Metal – gebaut aus Teilen des Apollo-11-Raumschiffs

Wenn Sie es günstiger wollen, können Sie bei Werenbach vorbeidüsen. Der Züricher Hersteller verbaut in seinen Modellen Originalteile von russischen Sojus-Raketen. Für die Gehäuse der Zeitmesser, die Soyuz 01, Soyuz 02 oder Mach 33 heißen, wurden die Außenhaut und die Antriebsturbine des Triebwerks aus Aluminium bzw. Stahl eingeschmolzen.

Fazit:

„Die Welt ist groß, besonders oben!“, hat Wilhelm Busch über das Weltall gesagt. Genauso sieht es bei der Auswahl von kosmischen Uhren aus. Preislich können Sie bei unter 1.000 EUR einsteigen und bei über 1 Mio. EUR aufhören. Dabei sollten Sie zwischen Zeitmessern unterscheiden, die „nur“ im Weltraum unterwegs waren und jenen, die mit außerirdischem Material aufgepimpt wurden. Denn während die Uhren am Handgelenk von Aldrin, Gagarin und Co. zu teuren Kultobjekten avancierten, können Sie Zeitmesser mit echtem Mond- oder Mars-Material zu vergleichsweise günstigen Preisen erwerben.


Über den Autor

Thomas Alexander Staisch

Mich begeistern an Uhren die innovative Technik, das zeitlose Design sowie vor allem die traditionelle Handwerkskunst. Endgültig zum Uhrenfan wurde ich, als mir mein Opa zwei elegante mechanische Uhren vererbte.

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